Verkauf des Spreeparks – Interview mit dem Spreepark-Führer
Hier gibt es allgemeine Informationen über den Berliner Spreepark
Letztes Jahr haben unter anderem auch wir von Freizeitparkinfos.de eine Führung im Berliner Spreepark mitgemacht. Was damals noch keiner wusste, das dies womöglich die letzten Führungen durch den verlassenen Freizeitpark waren. Vor einem Monat wurde der verlassene Freizeitpark an das Land Berlin verkauft. Seither gibt es keine Führungen, keine Events mehr und das Café sowie die Parkbahn haben ihren Betrieb wieder eingestellt. Wie geht es nun weiter?
Wir haben exklusives ein Interview mit dem Spreepark-Experten Nummer 1, Christopher Flade geführt. Er kennt den Park nicht nur von früher als Kind, nein er hat auch jedes Wochenende fünf Jahre lang die Führungen durch den verlassenen Freizeitpark gestaltet und durchgeführt.
Christopher, Du betreibst seit 11 Jahren die Spreepark-Fanseite und hattest vor fünf Jahren die Idee Führungen durch den Spreepark anzubieten. Wie kam es zu dieser Idee?
Als Kind war ich sehr oft und sehr gerne im Spreepark Plänterwald. Ich verbinde mit diesem Ort, wie wahrscheinlich die meisten ehemaligen Besucher, eine schöne Kindheitserinnerung. Ende 2001 schloss der Park leider seine Tore. Natürlich war ich traurig über diese Tatsache und schon nach einigen Monaten stellte ich fest, dass niemand mehr über das Thema „Spreepark Schließung“ spricht. Weder die Medien, noch die Politik. Mit der Spreepark-Fanseite hatte ich es mir damals zur Aufgabe gemacht an diesen schönen Ort meiner Kindheit zu erinnern und auch interessierte Leser über aktuelle Neuigkeiten zu informieren. Bedingt dadurch, dass es lange Zeit die einzige Internetseite zum Spreepark war, kamen sämtliche Anfragen nach mehr Fotos, mehr Videos und mehr Informationen per E-Mail bei mir an. Somit wuchs www.berliner-spreepark.de über die Jahre immer mehr und durch die tolle Unterstützung der vielen Spreepark-Fans wächst sie auch heute noch immer weiter.
Irgendwann hatte ich dann einfach das Gefühl, dass das Interesse am Park durch die Fanseite wieder so stark gewachsen war, dass der Bedarf für regelmäßige Führungen durch den verlassenen Freizeitpark da ist. Ich trat an die Eigentümerin und den Chef vom Sicherheitsdienst heran und trug meine Idee vor. Alle hatten etwas von den Führungen: Die Berliner, die Touristen und ich (Christopher lacht) hatten – ein bisschen – den Spreepark zurück und der Sicherheitsdienst konnte mit den Einnahmen die Bewachung des Areals und die Zaunreparatur mitfinanzieren.
Fünf Jahre lang hast du an jedem Wochenende, ganzjährig, mehrfach am Tag Gruppen durch den Spreepark geführt. Hat es Dir jedes Mal Spaß gemacht?
Erstaunlicherweise ja. Jeder kennt es wahrscheinlich von seiner eigenen tagtäglichen Arbeit: Es gibt einfach Tage die Spaß machen und andere wiederum nicht. Manchmal ist man auch selbst einfach nicht gut drauf. Es gab auch bei mir Tage an denen ich morgens im Bett lag, aus dem Fenster sah und aufgrund des schlechten Wetters lieber im Bett geblieben wäre. Sobald ich aber im Plänterwald ankam, durch das Eingangstor in den Spreepark ging, stieg meine Laune schlagartig immer. Egal wie schlecht das Wetter war. Im Park hatte ich gemeinsam mit meinen Gästen immer sehr viel Spaß und ich hatte zum Glück fünf Jahre lang sehr, sehr nette und interessierte Besucher.
Wenn du zurück an den Spreepark denkst als er noch offen war, was gefiel Dir ganz besonders?
Ich war als Kind ein sehr großer Fan vom Kinderprogramm von Clown Hops und Hopsi. Durch meine zahlreichen Besuche waren die beiden schnell sowas wie meine dritten Großeltern. Sie haben mir im Park das Jonglieren beigebracht und dort habe ich ein wenig meine Leidenschaft für die Bühne entdecken dürfen und schon als Kleinkind habe ich den beiden immer gesagt, dass wenn ich mal groß bin, dann führe ich ihr Kinderprogramm „Hops und Hopsi“ fort. Am liebsten hätte ich dies natürlich im Spreepark auf der originalen Bühne getan… Es gibt aber auch andere schöne Freizeitparks in Deutschland. (Chirstopher lächelt)
Und von den Fahrgeschäften, bist Du damals im Spreepark irgendetwas besondern gern gefahren?
In den letzten fünf Jahren wurde ich sehr oft bei Interviews nach meinem Lieblingsfahrgeschäft im Spreepark gefragt und jedes Mal habe ich das Gefühl, dass ich etwas anderes antworte. (Christopher lacht) Ich kann mich einfach schwer entscheiden. Von den Achterbahnen war mein Highlight natürlich der „Spreeblitz“ mit dem großen, bunten Drachenmaul. Eine baugleiche Bahn steht im Heidepark, der „Grottenblitz“ oder im Europa-Park, der „Alpenexpress“. Das Kaffeetassenkarussell und den Schmetterlingsflug mochte ich aber auch sehr gern.
Wie hast Du den Verkauf des Spreepark an das Land Berlin wahrgenommen?
Das klingt jetzt komisch, aber mein erster Gedanke erstmal war wirklich: „Endlich ist der Park verkauft!“ Ich gehe einer normalen Arbeit im Büro, immer montags bis freitags nach. Abends nach der Arbeit habe ich mich mit viel Freude um die Spreepark-Fanseite, die Werbung und die Öffentlichkeitsarbeit wie Radio- und Zeitungsinterviews und Facebook gekümmert. Am Wochenende war ich immer von morgens bis abends im Park. Und das fünf Jahre lang… Ich möchte mich nicht beklagen, schließlich tat ich es freiwillig und hatte immer sehr viel Spaß bei meiner „Arbeit“ im Spreepark, jedoch waren die letzten fünf Jahre für mich sehr anstrengend. Außerdem – mal ganz ehrlich – wollte ich viel lieber einen geöffneten Freizeitpark für alle Besucher als Führungen durch einen geschlossenen Park. Aufmerksamkeit auf den Park lenken, damit ein Investor sieht wie viel Interesse die Berliner und Touristen am Spreepark haben, damit dieser den Park übernimmt und wiedereröffnet. Das war der Plan. Das ich die Führungen dann fünf Jahre mache, dass war ursprünglich nicht mein Plan. Aber ich hatte mit meinen Besuchern immer viel Spaß…
Jedoch ist der Käufer des Parks nun das Land Berlin. Diese Tatsache bereitet mir derzeit doch noch etwas Bauchschmerzen. Die ersten acht Jahre nach der Schließung wurde der Park schon mal vom Land Berlin verwaltet und wir wissen alle in welchem Zustand der Park seither ist. Zudem sucht das Land Berlin seit mittlerweile 13 Jahren einen neuen Betreiber für einen Freizeitpark. Nur wenige glauben noch daran, dass Berlin endlich einen neuen Investor findet. Viele Anwohner und Spreepark-Fans befürchten, dass das ehemalige Freizeitpark-Areal im Herzen Berlins, welches auch noch direkt an der Spree liegt, demnächst mit Häusern bebaut wird. Ich weiß nicht was ich denken soll… Ich hoffe es nicht!!!
Was wünscht Du dir für den Spreepark?
Ganz klar: Er soll als Freizeitpark wiedereröffnet werden und das bitte möglichst bald. In Berlin gibt es so viele Familien, Kinder und Jugendliche. Ich finde Berlin kann einen Freizeitpark dringend gebrauchen. In den neuen Bundesländern gibt es außer die beiden kleinen Parks in Plohn und Leipzig keine richtigen Freizeitparks. Und die Touristen könnten eine dritte Zielgruppe für den neuen Spreepark Plänterwald sein. Die Parkfläche ist genau so groß wie das Phantasialand mit jährlich über 2 Millionen Besuchern. Der Spreepark hat Potential! Ich hoffe, dass das Land Berlin dem Spreepark eine reele Chance gibt!
Seit einem Monat gibt es deine Führungen nicht mehr. Viele Spreepark-Fans befürchten, dass es deine Spreepark-Fanseite bald nicht mehr geben könnte. Ist an diesen Befürchtungen etwas dran? Wie geht es mit der Spreepark-Fanseite weiter und was machst Du nun mit deiner neu gewonnen Freizeit?
Meine Spreepark-Fanseite gibt es, wie vorhin bereits festgestellt, bereits seit über 11 Jahren. Mit viel Herzblut aller Spreepark-Fans und mir ist sie jedes Jahr mehr gewachsen. Die Führungen gab es „erst“ die letzten fünf Jahre. Ich werde die Fanseite garantiert weiterbetreiben, auch ohne die Führungen. In diesem Jahr sind unter anderem neue Videos aus der Zeit als der Park noch in Betrieb war und Interviews mit ehemaligen Mitarbeitern geplant. Weitere Veranstaltungen und Aktionen werden folgen. Seit es die Führungen nicht mehr gibt, bekomme ich viele E-Mails und Facebook-Nachrichten mit dem Wunsch nach Führungen außen rum um den Zaun des Parks. Ehrlich gesagt, auf die Idee wäre ich niemals alleine gekommen. So bleibt aber etwas Leben im Plänterwald und interessierte Besucher können sich so nach wie vor über die Geschichte des Parks informieren. Im Juni machen wir erstmal zwei Termine. Schauen wir mal wie die Touren angenommen werden.
Ich selbst bin fleißig am Üben für mein Kinderprogramm und schaue mal in welchem Freizeitpark ich dies aufführen darf und möchte. (Christopher lächelt)
Wir danken Christopher Flade, dass er sich die Zeit genommen hat unsere Fragen zu beantworten. Ihm gilt weiterhin auch ein großer Dank, dass er die Führungen und die Fanseite im Internet auf die Beine gestellt hat und wir so noch einmal den verlassenen Freizeitpark real sowie virtuell entdecken oder wiederentdecken durften. Wir wünschen ihm und dem Spreepark eine gute Zukunft und sind gespannt was uns alles noch erwarten wird.
1 Kommentar
Entschulidge, für diesen Artikel wurde die Kommentarfunktion deaktiviert.
Sehr geehrter Herr Flade,
auch ich kenne den Spreepark aus meiner Kindheit und Jugendzeit, leider habe ich von dem Vorhaben der Stadt Berlin erfahren! Natürlich bin ich auch entäuscht, da jetzt an die Stelle von Herrn Nussbaum jemand anderes getreten ist, hoffe ich auf eine vernünftige Lösung. Warum konnte das Theaterstück Spuk unterm Riesenrad oder Spuk im Hochhaus, nicht weiter aufgeführt werden, immerhin ist es doch gut angekommen. Damals wollte ich meine Tochter damit überraschen, denn sie sah dies als Serien im Fernsehen immer sehr gern. Sie konnte es aber vor zwei Jahren nicht wahrnehmen und so hoffte ich, dass wir es noch einmal gemeinsam nachholen könnten. Nun sieht es ja nicht gerade mehr danach aus. Sollte sich wieder soetwas ereignen, dann teilen Sie mir das bitte mit, denn auf der Internetseite ist es nicht mehr ersichtlich. Ich wäre Ihnen sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen
S.Großmann